Biolografie

Soweit ich mich zurückerinnere, interessierten mich mehr als alles andere unseren "älteren Brüder" - Schmetterlinge, Käfer, Vögel. Wenn ich sie beobachtete, vergaß ich die Zeit. Und diese führte mich, während ich in den Wäldern der Umgebung herumstromerte und Bücher über die Natur las, zur biologischen Fakultät der Universität, wo ich zum ersten Mal Menschen traf, die ebenso "infiziert" waren wie ich. Auch sie fantasierten von Reisen in die freiesten Winkel der Sowjetunion, von wildlebenden Tieren, von der Einsamkeit der Natur weit weg von der Zivilisation ...
Die Studienjahre zeichneten sich durch Fahrten in "Ferne, Öde und Wildnis" aus, durch Träume von immer neuen Abenteuern und durch die ersten zaghaften Schritte von der Freude am Sehen zur Mühe des Beobachtens und Festhaltens und dann zur Mitteilung an andere in den abstrakten Zeilen eines Artikels.
Als Student war ich in der Ost-Ukraine und im Baltikum, auf der Krim und in Aser- baidschan, am Kaspischen Meer und in Mittelasien, und nach zwei Saisons im südlichen Primorje schrieb ich meine Diplomarbeit über die Vögel des Lasowschen Naturschutzgebiets und veröffentlichte drei Artikel über das Nistverhalten seltener Vogelarten in diesem Paradies.
Dann folgten das Promotionsstudium in Leningrad, weitere Fahrten in den Fernen Osten und die Dissertation über die Vögel des Mittleren Amur- gebiets, wo ich mein Herz an die herrlichen Kraniche verlor. Seitdem (seit einem Vierteljahrhundert) habe ich mit dieser Familie in der ukrainischen Steppe, auf der Tschukotka-Halbinsel und im Ussurij-Tal gearbeitet und etwa 50 Artikel publiziert, vor allem zur Biologie des Mandschurenkranichs, des Mönchskranichs, des Sandhügel- kranichs und des Jungfernkranichs. 
Die letzten elf Saisons beobachtete ich den Graukranich in der Waldsteppe im Osten der Ukraine. So schloss sich der Kreis, und ich fand mich dort wieder, wo alles seinen Anfang genommen hatte ...

Sergej Winter